Menschen mit Behinderung leiden oft an einer sogenannten obstruktiven Schlafapnoe. Das heißt, sie haben während des Schlafs eine flache Atmung und Atemaussetzer, die länger als zehn Sekunden dauern. Durch diese Atmungsstörung wird der Körper nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Sie haben ein höheres Risiko, einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall oder Herzrhythmusstörungen zu bekommen und haben somit eine verkürzte Lebenserwartung. Zu den auslösenden Faktoren gehören neben starkem Übergewicht auch Besonderheiten im Mund- und Rachenraum. Dazu zählen vergrößerte Mandeln, ein zu kleiner Unterkiefer, die Lage der Zunge und ein kleines Gaumensegel.
Im Sengelmann Institut für Medizin und Inklusion haben die Fachärztinnen bei der Behandlung von Patientinnen oft die Vermutung, dass die Beschwerden auf eine obstruktive Schlafapnoe zurückzuführen sind, können dies aber nur mittels einer Untersuchung in einem Schlaflabor abklären. Für Patientinnen mit einer schweren geistigen Behinderung ist es jedoch sehr schwierig, in einem ungewohnten Umfeld – wie einem Schlaflabor im Krankenhaus – zu übernachten. Sie haben Angst und sind unruhig – an „normalen“ Schlaf ist dann nicht zu denken. Deshalb war bislang auch keine ausreichende Diagnostik möglich. Das ändert sich jetzt: Dank einer großzügigen Spende konnte das SIMI ein mobiles Polygraphiegerät anschaffen. Damit sind Messungen, die normalerweise in einem Schlaflabor durchgeführt werden, in einem häuslichen Umfeld möglich. Dieses Gerät wird als Gürtel im Brust- und Bauchbereich der Patientinnen im SIMI angelegt. Das Gerät schaltet sich zuhause automatisch zur Schlafenszeit ein und überwacht den Schlaf. Am nächsten Tag wird das Gerät wieder abgenommen und zum SIMI zurückgebracht. Dort wird es ausgelesen.
Das Gerät misst während des Schlafs u.a. die Atmung, die Herzfrequenz und die Sauerstoffsättigung im Blut, das Schnarchen – und die Häufigkeit und Dauer der Atemaussetzer. Auch wiederholte, unwillkürliche Beinbewegungen im Schlaf werden erfasst, die ebenfalls zu Schlafstörungen führen können. Die Auswertung der Messungen und die Therapieempfehlung erfolgt durch einen Schlafmediziner aus der Neurologie des Evangelischen Krankenhauses Alsterdorf, der eine regelmäßige Sprechstunde im SIMI anbietet.
Dr. Jan Gerdes, Neurologe am SIMI: „Das mobile Messgerät wird uns dabei helfen, viele unserer Patient*innen gezielter behandeln zu können – das stärkt ihre Gesundheit und Lebensqualität.“
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