Psychosoziale Barrieren beim Arztbesuch

Die Arbeitsgemeinschaft Barrierefreies Bergedorf hat in Zusammenarbeit mit der Firma Gut Gefragt in Bergedorf untersucht, welche psychosozialen Barrieren den Arztbesuch für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung erschweren und erfragt was es braucht, damit alle Menschen sich in Arztpraxen gut behandeln lassen können. Die Ergebnisse wurden vergangene Woche im Rahmen der inklusiven Gesundheitsveranstaltung „Was ist eine gute Arzt-Praxis?“ im KörberHaus präsentiert.

Deutliche Kommunikation, kontinuierliche Betreuung durch denselben Arzt oder die selbe Ärztin und Informationen in leichter Sprache – all das sind Dinge, die den Arztbesuch für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung erleichtern. Das zeigt die Umfrage zu psychosozialen Barrieren beim Arztbesuch, bei der knapp 50 Menschen mit Behinderung dazu befragt wurden, was sie brauchen, damit sie sich in Arztpraxen gut behandeln lassen können. Entstanden ist die Umfrage im Rahmen des Projekts Gute Praxis der Arbeitsgemeinschaft Barrierefreies Bergedorf. Die Arbeitsgemeinschaft besteht aus Vertreter*innen von Gesundheit 25* (Ev. Stiftung Alsterdorf), Trägern der Eingliederungshilfe, der Behinderten Arbeitsgemeinschaft Bergedorf (BAG), sowie der Interessenvertretung von Klient*innen und des Bezirksamts. Durchgeführt wurde die Umfrage von der inklusiven Meinungsforschungs gGmbH Gut Gefragt.

Die Umfrage zeigt, dass psychosoziale Barrieren beim Arztbesuch vor allem in der Kommunikation liegen. Von den 49 Befragten gaben 27 an, dass sie Formulare beim Arztbesuch überhaupt nicht oder nur teilweise verstehen. 20 Personen berichteten, dass sie nur selten oder gar nicht verstehen, was der Arzt oder die Ärztin ihnen erklärt. Helfen würden den Befragten laut Umfrage langsames und deutliches Sprechen, das Verwenden von leichter Sprache, die Erklärung aller Behandlungsschritte sowie ein klares Stopsignal (zum Beispiel das Handheben beim Zahnarzt, um die Behandlung zu unterbrechen oder auf Schmerzen aufmerksam zu machen). Viele wünschten sich zudem, dass ihnen ungefähre Wartezeiten mitgeteilt werden. Mit 41 von 49 Befragten war es außerdem fast allen wichtig, immer vom selben Arzt oder von der selben Ärztin betreut zu werden. Ebenso viele wünschten sich, von ärztlichem Personal betreut zu werden, das Erfahrung im Umgang mit Menschen mit Behinderung hat.

Die Ergebnisse wurden am 05.06.2024 von Vertreter*innen von Gesundheit 25* und Gut Gefragt im Rahmen einer inklusiven Gesundheitsveranstaltung im KörberHaus in Bergedorf vorgestellt. Schon in der anschließenden Diskussion wurde deutlich: Viele der vorgeschlagenen Verbesserungen würden allen Patient*innen zugutekommen. Für Menschen mit Behinderung sind sie aber elementar, um ihr Recht auf Gesundheit gemäß Artikel 25 der UN Behindertenrechtskonvention wahrzunehmen.

Die Umfrageergebnisse sollen nun genutzt werden, um mit allen Akteur*innen des Arztbesuchs ins Gespräch zu kommen und so den Arztbesuch für Menschen mit Behinderung in Bergedorf zu verbessern. „Es geht darum, niedrigschwellige und schnell umsetzbare Lösungen zu finden, die weder viel Geld noch neue Praxen oder mehr Fachärzt*innen erfordern“, erklärt Brigit Pohler (Leitung Gesundheit 25*). Konkret plant die Arbeitsgemeinschaft im nächsten Projektschritt die Erstellung einer Taschenkarte, die sowohl Arztpraxen als auch Patient*innen darüber informiert, wie psychosoziale Barrieren beim Arztbesuch reduziert werden können.

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